Der Anfang 2015 eingeführte Mindestlohn ist für die Call- und Contact Center Branche in Deutschland kein großes Thema. Die Löhne bewegten sich bereits vor dem 1.1.15 überwiegend auf und auch deutlich über dem Niveau von 8,50 Euro pro Stunde. Der Call Center Verband Deutschland e.V. (CCV) begrüßt auch die festgeschriebene Auftraggeberhaftung grundsätzlich. Doch gerade hier drohen Verwerfungen.
CCV Präsident, Manfred Stockmann, konstatiert: „Der Mindestlohn selbst ist in der Branche kein Problem. Der Großteil der Beschäftigten verdient schon lange mehr als 8,50 Euro die Stunde. Und wo nicht, haben sich die Arbeitgeber lange genug darauf eingestellt.“ Bisher wüsste der CCV von keinem Unternehmen, das Probleme mit der Umsetzung habe. Die einhellige Meinung in der Branche: „Der Mindestlohn für sich ist kein Thema. Dennoch sehen wir Konkretisierungs- und Nachbesserungsbedarf im Detail.“
Das spiegelt sich auch in den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Diese meldete Ende letzten Jahres über 10.800 unbesetzte Stellen in der Contact Center Branche. Das ist im Vergleich zu 2013 ein Anstieg um gut 18 Prozent. Der mitunter befürchtete Stellenabbau bleibt aus, im Gegenteil, die Branche sucht immer mehr Personal.
Der CCV begrüßt auch die eingeführte Auftraggeberhaftung. „Damit verteilt sich die Verantwortung grundsätzlich gleichmäßig“, lobt Stockmann, „und die meisten Auftraggeber ziehen hier auch gut mit.“ Dennoch nutzen einige große Auftraggeber die dadurch entstandene Notwendigkeit aus, um Verträge neu zu verhandeln und Margen zu drücken. So müssten Callcenter Dienstleister ihre Kostenstruktur oft komplett offenlegen. Die Folge: Großkunden verlangten immer häufiger immer niedrigere Margen. Stockmann warnt: „Dies betrifft vor allem große Dienstleister – und entsprechend viele Arbeitnehmer.“